Aktinomykose (Rivalta-Krankheit)

Zuletzt aktualisiert: 2022-11-16

Autor(en): Anzengruber F., Navarini A.

ICD11: 1C10.Z

  • Bollinger 1877
  • Israel 1878

Lumpy Jaw, Streptotrichosis, Strahlenpilzkrankheit, Leptotrichosis.

Infektion durch die fakultativ pathogenen, anaeroben, pleomorphen, nicht säurefesten, grampositiven Erreger Actinomyces israelii, selten auch Actinomyces naeslundi, Actinomyces radingae und in Einzelfällen auch Actinomyces bovi. Häufig handelt es sich um Mischinfektionen (Actinobacillus actinomycetemcomitans, Staphylokokken, Streptokokken etc.).

  • Klinische Einteilung
    • Zervikofaziale Aktinomykose (80-95% aller Fälle): Unterkiefer und orale Schleimhaut.
    • Abdominale Aktinomykose (ca. 3% aller Fälle): meist nach Operationen (z.B.: Appendizitis).
    • Thorakale Aktinomykose (bis zu 15% aller Fälle).

  • Weltweit vorkommend.
  • Häufiger bei der Landbevölkerung auftretend.
  • Männern > Frauen.
  • Vor allem in Entwicklungsländern prävalent.
  • Häufigkeitsgipfel 20.-40. Lj.

  • Prädispositionierende Faktoren
  • Knochenfrakturen
  • Zahnextraktionen
  • Actinomyces israelii kommt physiologisch im Mund- bzw. Rachenraum (in 50% der exzidierten Tonsillen) vor. Gelegentlich ist er auch im Dickdarm nachzuweisen. Eine Infektion erfolgt somit endogen. Die Bakterien dringen in das tiefere Gewebe vor. Es ist anzunehmen, dass hierfür die Mithilfe von anderen Bakterien notwendig ist.

  • Derbe, blaurote, überwärmte, brettharte, wulstförmige, schmerzhafte Knoten und Indurationen, teils auch Ulzerationen. Fistelöffnungen können auf Druck einen serösen bis purulenten Inhalt abgeben, in dem gelbe Körnchen, die Actinomycesdrusen, zu sehen sind. Die befallene Region ist ödematös verändert. Eine Spontanheilung erfolgt nicht. Periostitits, Ostemyelitis.
  • Reduzierter Allgemeinzustand, Fieber, lokoregionale Lymphadenopathie, Gewichtsverlust und Nachtschweiß.
  • Zervikofaziale Aktinomykose: Als Eintrittspforte fungieren vor allem kariöse Zähne oder Schleimhautdefekte.
  • Abdominale Aktinomykose: Ursache ist meistens eine vorangegangene Operation (z.B. Appendizitis). Klinisch zeigt sich eine intraabdominale Masse, oft kann man nebenbefundlich einen Psoasabszess diagnostizieren. Eine sekundäre Hautbeteilung ist möglich.
  • Thorakale Aktinomykose: Charakteristisch sind Fisteln und Abszesse, Pleuraschmerzen sowie produktiver Husten mit Sputum.

  • Klinik.
  • Dermatopathologische Sicherung (tiefe Biopsie, Stanzbiopsie reicht nicht).
  • Bakt.-Abstrich.

Unspezifisches Granulationsgewebe mit Plasmazellen oder eosinophilen Granulozyten, leukozytenreiche Einschmelzungsnekrosen. Die acidophilen Granula (Drusen) sind in der HE-Färbung und bei der Grocott-Methode nachweisbar. In der Peripherie zeigen sich fadenförmige Filamente.

  • Mundbodenphlegmone
  • Miliare Aussaat
  • Kieferklemme

Häufig chronische Verlaufsform, bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie besteht jedoch eine günstige Prognose.

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