Erysipel

Zuletzt aktualisiert: 2024-01-11

Autor(en): Anzengruber F., Navarini A.

ICD11: 1B70.0

Whetstone (Watestone), 1598.

Wundrose, Erysipelas, Rotlauf, Streptodermia cutanea lymphatica.

Bakterielle, dermale Infektion der Lymphspalten und -gefäße, welche durch lokalisierte Rötung, Schwellung und Überwärmung charakterisiert ist.

Klinische Einteilung

  • Bullöse Form (Erysipelas vesiculosum et bullosum)
  • Phlegmonöse Form
  • Nekrotische Form
  • Hämorrhagische Form
  • Bei rezidivierenden Erysipelen wird von einem „Rezidiverysipel“ gesprochen

  • Prädispositionierende Faktoren
    • Alkoholkabusus
    • Adipositas per magna
    • Herzinsuffizienz
    • Diabetes mellitus
    • Lymphabflußstörungen (Lymphödeme)
    • Patienten mit kürzlich erlittenem Trauma (Operation, Strahlentherapie, Fraktur)
  • Inkubationszeit: 1-3 Tage
  • 80% aller Erysipele werden durch Streptokokken der Gruppen A, B, C und G ausgelöst. Weiters können Staphylococcus aureus, gramnegative, aerobe sowie anaerobe Erreger ursächlich sein
  • Die Bakterien treten über defekte Hautstellen ein. Eintrittspforten entstehen durch eine gestörte Barrierefunktion, Tinea pedis, Bagatellverletzungen, Ulcus cruris venosum, Trauma und chronische Entzündung. Zudem sind bis zu 30% aller Erwachsenen Keimträger von Streptokokkus pyogenes (Nasopharynx)

  • An den Akren meist einseitige, im Gesicht häufig symmetrische, akute Dermatitis mit Schwellung, Überwärmung, Spannungsgefühl, teils druckschmerzhaftem Erythem oder Plaque mit zungenförmigen unregelmäßigen Ausläufern, welche sich nach Peripher ausbreiten. Oft kommt es zu einer gleichzeitigen Lymphangitis und Lymphadenitis.
  • Die Allgemeinsymptome umfassen Fieber bis 40°C und Schüttelfrost

  • Diagnose wird klinisch gestellt
  • BB (Leukozytose mit Neutrophilie)
  • BSG (erhöht), CRP (erhöht)
  • ASL (erhöht) bzw. ASO (erhöht)- Bestimmung möglich, die Therapierelevanz ist jedoch zu hinterfragen
  • Leber- und Nierenwerte (bei bevorstehender Antibiotikatherapie)
  • HbA1c und Blutzuckertagesprofil bei v.a. Diabetes mellitus
  • Bei einer Körpertemperatur von > 38°C Abnahme von Blutkulturen
  • Keine Probebiopsie!

Meist sind die Unterschenkel betroffen, jedoch kann ein Erysipel (fast) überall auftreten.

Ödem des Koriums und der Subkutis, Gefäßdilatationen mit prall erythrozytengefüllten Blutgefäßen, teils Erythrozytenextravasate, perivaskuläre Infiltrate aus Lymphozyten, entzündliche Infiltrate mit neutrophilen polymorphkernigen Granulozyten, manchmal ist der Nachweis von Baktieren (Gram, Giemsafärbung) möglich.

  • Sinusthrombose (Gesichtserysipel, vor allem mittleres Gesichtsdrittel mit Augen und Nase). Bei Druckdolenz V. angularis CT mit Kontrastmittel machen, und Sinusvenenthrombose sowie orbitale Phlegmone /Abszesse suchen. 
  • Myo-, Endo- und Perikarditiden
  • Glomerulonephritis
  • Pneumonie
  • Toxisches Schocksyndrom
  • Lymphödem
  • Gewebeverdickung
  • Tiefe Beinvenenthrombose
  • Makrocheilie (Tapirlippe)
  • Chronisch-rezidivierendes Erysipel durch nicht sanierte Eintrittspforten
  • Lymphödeme
  • Chronisch-venöse Insuffizienz
  • Periphere Verschlusskrankheit

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  2. Linke M , Booken N. Risk factors associated with a reduced response in the treatment of erysipelas. J Dtsch Dermatol Ges 2015;13:217-25.
  3. Lopez FA, Lartchenko S: Skin and soft tissue infections. Infect Dis Clin North Am 20:759-772, v-vi, 2006
  4. Vortrag Prof. Parham Sendi, BAG, 11.01.2024 am Swiss Derma Day