Zystizerkose

Zuletzt aktualisiert: 2022-11-16

Autor(en): Anzengruber F., Navarini A.

ICD11: 1F70.Z

  • Tyson (1683)
  • Hartmann (1685)
  • Malphigi (1698)
  • Goeze (1784)
  • Küchenmeister (1855)
  • Leuckart (1860, 1863-1876)

  • Finnenkrankheit
  • Cysticercosis

Durch den Schweinebandwurm Taenia solium ausgelöste Erkrankung, welche u.a. Hautmanifestationen in Form von Knötchen oder Rötungen zeigt. Trotz guter medikamentöser Therapie kommte sie nach wie vor weltweit vor und kann über kontaminiertes Schweinefleisch, aber auch verschmutztes Wasser übertragen werden. 

  • weltweite Verbreitung in ländlichen Gebieten vorherrschend
  • Endemisch ist die Infektion in Zentral- und Südamerika, Subsahara-Afrika, Indien sowie im ostasiatischen Raum
  • 50 Millionen Menschen sind betroffen 

Die Zystizerkose wird durch den Schweinebandwurm Taenia solium hervorgerufen, für den der Mensch als Endwirt fungiert. Die Schweine werden peroral Infiziert, wenn sie verunreinigtes Wasser oder durch Fäzies bereits infizierter Artgenossen verunreinigtes Futter zu sich nehmen. Die Eier entwickeln sich im Darm zu Zystizerken (Finnen), welche zum einen in die Muskeln des Schweins einwandern und dort verbleiben können, oder sich noch im Verdauungstrakt zum adulten Wurm weiterentwickeln. Das adulte Tier fungiert bei der Befruchtung sowohl als Männchen, wie auch als Weibchen und kann eine Grösse von bis zu 9 Metern erreichen. Die Eier werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Der Mensch kann sich sowohl über den Verzehr von Schweinefleisch, welches Zystizerken enthält, wie auch über den Verzehr von Eiern selbst anstecken. Die Infektion läuft ähnlich ab, wie beim Schwein. Im Verdauungstrakt entwickeln sich die Eier zu Zystizerken, diese können die Darmwand des Menschen durchbrechen und in vielerlei Organe ausschwärmen (meist Muskulatur, aber auch Cutis, Subkutis, Auge oder ZNS), wo sie innerhalb von 10 Wochen zu ihrer vollen Grösse heranreifen. Diese Migration kann zu einer allergischen Reaktion des Körpers führen. Die Zystizerken befinden sich im Endorgan in einer Zyste von 0.5-1.0cm Durchmesser, welche 3-5 Jahre bestehen bleibt, bis es zu einer Degeneration kommt, welche mit einem Verkalkungsprozess einhergeht. Auch auf die Zysten reagiert das Immunsystem stark, dies kann bis hin zu einer Enzephalitis oder Kramfanfällen gehen. Dies steht der laschen Immunantwort im Gastrointestinaltrakt gegenüber. Weder die adulten Würmer, welche sich dort befinden, noch die Eier führen zu einer Veränderung der Mucosa oder Submucosa. Dennoch kommt es in 50% der Betroffenen zu einer intestinalen Infektion, der sog. Täniase. Diese kann nebst dem Schweinebandwurm auch durch den Rinderbandwurm Taenia saginata hervorgerufen werden. Die beiden Erreger lassen sich jedoch dahingehend unterscheiden, dass nur der Schweinebandwurm zu einer Zystizerkose führt. Die Infektion, sei es kutan oder im Gastrointestinaltrakt kann bei einem bereits Betroffenen autolog unterhalten werden, indem eine Übertragung per Finger aus der Analregion zum Mund stattfindet.

  • kutane oder subkutane, indolente, prallelastische, mobile, glatte, konstistente Knötchen von Erbsen- bis Bohnengrösse 
  • Knötchen bestehen über Jahre hinweg 
  • Rötung über verkalkten Hautzysten 
  • Enzephalitis 
  • Krampfanfälle 

  • Anamnese 
  • Klinik
  • Palpitation der Knoten (oft nicht sichtbar)
  • Exzision eines Hautknotens zwecks histologischen Zystizerkennachweises 
  • Röntgenaufnahme zur Darstellung verkalkter, älterer Zystizerken 
  • CT- oder MRI-Untersuchung zum Zystennachweis
  • Spaltlampenuntersuchung bei Befall des Auges (vordere Augenkammer)
  • ELISA-Test (80-95% Sensitivität und Spezifität)
  • EITB (Enzyme-Linked-Immunoelektrotransfer-Blot) (90-95% Sensitivität)
  • Serologie (94% Sensitivität, 100% Spezifität) 
  • Nachweis der Eier im Stuhl 
  • Bei einigen Patienten zeigt sich eine geringgradige periphere Eosinophilie 

  • Haut (meist obere Extremitäten und Stamm)
  • ZNS
  • Vorderkammer des Auges 

  • Essgewohnheiten erfragen
  • Nach dem Verzehr von ungekochtem Schweinefleisch oder potentiell kontaminiertem Wasser fragen
  • Zeitdauer des Bestehens der Hautknötchen erruieren 

  • Schweinefleisch stets nur gut gekocht verzehren 
  • verschmutztes Wasser meiden z.B. durch ausschliessliches Trinken von Wasser aus Flaschen in Endemiegebieten